Das Hessen-Technikum ist ein 6-monatiges Studien- und Berufsorientierungsprogramm für (Fach-)Abiturientinnen, die sich für MINT-Fächer interessieren. Das Programm läuft an fünf hessischen Hochschulen von Oktober bis Ende März. Die Bewerbungsphase beginnt immer im Januar - Neuigkeiten dazu werden auf der Homepage veröffentlicht.
An vier Tagen pro Woche lernst du in einem bezahlten Unternehmenspraktikum das spätere Arbeitsleben in den MINT-Berufen kennen. An einem Tag pro Woche nimmst du am Schnupperstudium einer Hochschule teil.
In den sechs Monaten des Programms sammelst du vielfältige Praxiserfahrungen: Nach den ersten drei Monaten des Praktikums wechselst du in ein zweites Unternehmen und erlebst so nicht nur zwei verschiedene Berufsfelder, sondern auch zwei verschiedene Unternehmen hautnah.
Zum Abschluss bekommst du eine Praktikumsbescheinigung der Unternehmen und ein Zertifikat der Hochschule. Mit diesen Unterlagen kannst du bei späteren Bewerbungen punkten.
In der Hochschule und auch in den verschiedenen Berufsfeldern gibt es viel zu wenige Frauen in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern. In Studien wurde herausgefunden1) 2), dass viele Frauen zwar das Potential und auch das Interesse haben, ein MINT-Fach zu studieren, sie sich aber trotzdem nicht dafür entscheiden. Durch unser Programm soll diese Entscheidung gestärkt werden.
Umgekehrt ist es ja häufig genauso – dass beispielsweise in sozialen Fächern deutlich weniger Männer sind. Diese Stereotype sieht man immer wieder, es fehlt meistens an Vorbildern und konkreten Berufsvorstellungen.
1) Falk, Susanne; Kratz, Fabian; Müller, Christina (2014): <link http: www.ihf.bayern.de uploads media ihf_studien_zur_hochschulforschung-86.pdf>Die geschlechtsspezifische Studienfachwahl und ihre Folgen für die Karriereentwicklung. (PDF)
2) Solga, Heike; Pfahl, Lisa (2009): <link http: bibliothek.wzb.eu wzbrief-bildung wzbriefbildung072009_solga_pfahl.pdf>Wer mehr Ingenieurinnen will, muss bessere Karrierechancen für Frauen in Technikberufen schaffen. (PDF)
Wie verschiedene Studien belegen3), finden immer noch weniger ‚Arbeiterkinder‘ den Weg an eine Hochschule als ‚Akademikerkinder‘. Deshalb zielt das Hessen-Technikum nicht nur darauf ab, mehr Frauen für MINT-Studiengänge zu gewinnen, sondern auch darauf, mehr Frauen aus Familien ohne Hochschulerfahrung zu einem Studium zu ermutigen. Im Hessen-Technikum können die Teilnehmerinnen selbst ausprobieren, wie sich ein Studium an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften anfühlt und die passenden Berufe dazu in vergüteten Unternehmenspraktika kennenlernen. Ein erster Kontakt zu einem potentiellen Arbeitgeber oder einem Unternehmen für ein duales Studiums ist damit schon geknüpft. Außerdem wirkt sich das Hessen-Technikum nicht negativ auf die Bafög-Förderdauer für das spätere Studium aus und der Anspruch auf Kindergeld und Familienversicherung bleibt während des Programms in der Regel erhalten.
3) Hans Böckler Stiftung 2017: Arbeiterkinder an der Uni - Hürdenlauf zum Akademiker. (Website)
Voraussetzung zur Teilnahme am Hessen-Technikum ist in der Regel die allgemeine Hochschulreife, das Fachabitur oder die fachgebundene Hochschulreife. Die Abiturnote ist dabei nicht entscheidend. Im konkreten Fall gelten die Zulassungsbedingungen der jeweiligen Hochschule.
Wichtig wird die Abschlussnote erst, wenn es anschließend um die Bewerbung um einen Studienplatz geht: Sogenannte zulassungsbeschränkte Fächer ("NC-Fächer") kann man nur mit einer bestimmten Mindestnote studieren. Ebenso kann man an einer Universitäten in der Regel nur mit Abitur studieren, an Fachhochschulen (die heutzutage meistens nur "Hochschulen" heißen) dagegen auch mit Fachabitur oder fachgebundenem Abitur.
Alles weitere zur Zulassung zum Studium erfährst du bei den jeweiligen Hochschulen.
Da wir an den Hochschulen eine qualitativ hochwertige Betreuung gewährleisten möchten, ist die Teilnehmerinnenanzahl begrenzt. Wir bieten in etwa so viele Plätze an, wie wir Kooperationsunternehmen haben. Doch auch hiervon kann es Ausnahmen geben, da manche Kooperationsunternehmen beispielsweise mehrere Plätze zur Verfügung stellen.
Das Tolle an MINT ist, dass es so vielfältig ist. Mit einem Abschluss in Maschinenbau oder Biotechnologie stehen zahlreiche berufliche Möglichkeiten offen - und nicht nur ein konkreter Beruf.
Genau so ist es auch im Technikum: Die Technikantinnen lernen Tätigkeiten einer Ingenieurin, Biologin, Chemikerin, Elektrotechnikerin oder Informatikerin kennen, arbeiten in einem Labor oder einer Produktionshalle, haben Kundenkontakt oder entwerfen etwas am Computer. Sie testen also nicht einen Beruf aus, sondern erleben vielfältige Tätigkeiten im MINT-Bereich und erhalten einen breiten Einblick in zwei Unternehmen und die verschiedenen Abteilungen.
Das Praktikum findet an vier Tagen pro Woche im Unternehmen statt. Dabei sind die Technikantinnen in vorher festgelegten Abteilungen im Unternehmen im Einsatz und werden vor Ort von erfahrenen Mitarbeiter_innen betreut. Je nach Berufsbild und Unternehmen erhalten die Technikantinnen Einführungen in spezifische Themen wie zum Beispiel Elektrotechnik, Informatik, Robotik, Produktion oder Engineering und bekommen kleinere Aufgaben übertragen:
- Das kann das Erstellen von Plänen in 3D oder das Programmieren von Simulationen sein
- Sind sie bspw. im Maschinenbau eingesetzt, erhalten die Technikantinnen Einblicke in die Arbeit mit Maschinen (z.B. Fertigung, Instandhaltung, Wartung, Reparatur)
- Im Berufsbild „Elektrotechnik“ wiederum warten Einsätze in der Werkstatt, wo die Technikantinnen sich mit Elektrik, Mechanik, Hydraulik, Pneumatik auseinandersetzen.
- Möglich ist auch der Einsatz in der Ausbildungswerkstatt eines Unternehmens – so lernen die Technikantinnen gleichzeitig Auszubildende oder Duale Studierende kennen, mit denen sie sich ebenfalls austauschen können.
Neben den praktischen Erfahrungen werden die Technikantinnen während ihres Praktikums im Unternehmen durch eine Mentorin/einen Mentor begleitet. Mit dieser Person findet in regelmäßigen Treffen ein intensiver Austausch rund um die Fragen der Technikantin zu Studienwahl, Berufsbilder, Entscheidungsmöglichkeiten uvm. statt.
Nach drei Monaten wechselt die Technikantin in ein zweites Unternehmen, um dort in ein anderes Berufsbild hineinzuschnuppern. Ablauf, Ausgestaltung und Rahmenbedingungen sind dabei die gleichen wie im ersten Praktikum.
Nach einem halben Jahr haben die Technikantinnen so zwei verschiedene Berufsbilder intensiv kennen gelernt und dabei erfahren, wie das Berufsleben im Anschluss an ein jeweiliges Studium aussehen kann.
Im Schnupperstudium, das an einem Tag pro Woche stattfindet, besuchen die Technikantinnen Einführungsveranstaltungen verschiedenster Studiengänge wie Informatik, chemische Technologie, Elektrotechnik oder Bauingenieurwesen.
Doch nicht nur das: Zusätzlich stellen die MINT-Fachbereiche der Hochschule ein eigenes Programm auf die Beine, damit die Teilnehmerinnen auch die Labore und Werkhallen auf dem Campus erkunden können, an Gesprächsrunden mit Professor_innen teilnehmen oder ein eigenes Projekt bearbeiten.
Nach einem halben Jahr haben die Technikantinnen so die sechs MINT-Fachbereiche kennen gelernt und wissen, welches Fach sie am meisten interessiert.
Begleitet wird dieser tiefgehende MINT-Einblick von einem Rahmenprogramm des Technikum-Teams: Hier stehen Angebote wie Soft Skills-Trainings, Berufsorientierungsmaßnahmen oder Unternehmensexkursionen an.
Das Hessen-Technikum ist ein Vollzeitprogramm über sechs Monate – daher bleibt für die Teilnehmerinnen in der Regel keine Zeit für einen Nebenjob. Aus diesem Grund – und weil der engagierte Einsatz der Technikantinnen Anerkennung verdient – empfehlen wir unseren Kooperationsunternehmen eine monatliche Vergütung des Praktikums in Höhe von 300-500 Euro. Der konkrete Betrag schwankt je nach Unternehmensgröße und Branche.
Für die Technikantinnen selbst fallen keinerlei Teilnahmekosten (wie Semestergebühr o.ä.) an.
Hier sind weitere Informationen zu den Themen Vergütung, Kindergeld und Versicherung zu finden.
Im Bewerbungsprozess versuchen wir als Team - gemeinsam mit der Bewerberin - die für sie passenden Unternehmen auszusuchen. Anschließend führen die jeweiligen Unternehmensvertreter_innen noch ein Vorstellungsgespräch mit der werdenden "Technikantin", um Erwartungen und Vorstellungen abzugleichen. Nichtsdestotrotz kann es während des Praktikums überraschend dazu kommen, dass der Teilnehmerin der Praxisbereich nicht zusagt. In diesem Fall dienen die Projetkoordinatorinnen als erste Ansprechpartnerinnen und Vermittlerinnen - wenn es "gar nicht passt", kann das Praktikum natürlich jederzeit außerplanmäßig abgebrochen werden.
Im Unternehmen gelten für die Technikantin im Krankheitsfall die gleichen Regelungen wie für die Beschäftigten. Bei Krankheit an einem Praktikumstag sind das Technikum-Team und das Unternehmen bis spätestens 9 Uhr morgens über den Ausfall zu informieren (formlos per Mail oder telefonisch). Im Krankheitsfall am Hochschultag ist nur das Technikum-Team zu informieren (in der gleichen Weise). Bei einer Krankheitsdauer von mehr als drei Werktagen ist dem Praktikumsunternehmen ein ärztliches Attest vorzulegen. Abweichende Regelungen der Unternehmen sind zwingend zu beachten (z.B. Vorlage des ärztlichen Attests am dritten Tag).
Kontakt
Koordinierungsstelle Hochschule Darmstadt
Judith Meuer
Telefon 06151.533.67771
hessen-technikum[at] @ h-da.SPAMPROTECTION.de
Website
Koordinierungsstelle Frankfurt University of Applied Sciences
Rieke Jürgensen
Telefon 069.1533-3174
hessen-technikum[at] @ fra-uas.SPAMPROTECTION.de
Website
Koordinierungsstelle Hochschule Fulda
Corinna Schel
Telefon 0661.9640.1442
hessen-technikum[at] @ hs-fulda.SPAMPROTECTION.de
Website
Koordinierungsstelle Hochschule RheinMain
Evelyn Meißner
Telefon 0611 9495-1228
hessen-technikum[at] @ hs-rm.SPAMPROTECTION.de
Website
Koordinierungsstelle Technische Hochschule Mittelhessen
Miriam Altenhöfer
Telefon 049.641.309.6344
hessen-technikum[at] @ thm.SPAMPROTECTION.de
Website